Die Lebensverhältnisse in der Ukraine sind sehr einfach. Der Durchschnittsverdienst liegt weit unter dem deutschen Niveau. Straßenkriminalität gibt es auch hier, keine Frage. Aber auch nicht mehr als in Westeuropa. Hinzu kommt, dass viele öffentliche Plätze und Einrichtungen gut von Polizei und privaten Sicherheitsdiensten überwacht werden. Und es sollte klar sein, dass man in den Großstädten Nachts keine unbekannte Gegenden erkunden sollte.
Ich selbst hatte vor meiner ersten Reise einige Bedenken - man „hört“ ja so einiges. Eine Reise nach Norwegen oder Schweden wäre mir damals eigentlich angenehmer gewesen. Aber ich wollte endlich auch die Familie meiner Frau kennenlernen. Deshalb reisten wir im Sommer 2003 mit dem Auto nach Tscherkassy. Wir waren über 2000km mit dem Auto in der Ukraine unterwegs, besuchten Märkte und Städte und natürlich die Familie.
Um es kurz zu machen – nichts von dem „gehörten“ trat ein. Die Grenzkontrolleure und Polizei war bei den Kontrollen freundlich und zuvorkommend, in der Familie wurde ich äußerst herzlich empfangen und in den Städten und auf den Märkten habe ich nur freundliche und sehr hilfsbereite Menschen getroffen. Dieser Eindruck bestätigte sich in den folgenden Jahren, es passierte nie etwas. Tja, und nun lebe ich das 6. Jahr in diesem Land und bin wohl schon zu einem Teil ein Ukrainer.
Dies soll jetzt natürlich nicht heißen, dass es keine Kriminalität geben würde – aber mit ein wenig gesundem Menschenverstand und Beachtung nachfolgender Tipps ist man auf der sicheren Seite.
- tragen Sie keine teure Kleidung oder stellen teuren Schmuck zur Schau
- halten Sie immer etwas Kleingeld in der Hosen- oder Jackentasche bereit - zeigen Sie nie öffentlich das "prallgefüllte" Portemonnaie
- Geld nur in Banken oder zugelassenen Wechselstuben tauschen
- passen Sie sich ganz einfach den Gegebenheiten an
- für Besuche der Kloster und Kirchen gilt folgendes: Frauen sollten keine Hosen und schulterfreie Oberteile tragen und ein Kopftuch umbinden. In einigen Kirchen liegen am Eingang Kopftücher und Wickelröcke bereit, wir empfehlen aber eigene Kleidung. Für Männer sind kurze Hosen tabu. Also auf alle Fälle lange Hosen anziehen. Bei Nichtbeachtung kann man schon einmal zurechtgewiesen werden!
- Fotografieren kann man natürlich. Wenn Sie Menschen fotografieren möchten, z.B. auf dem Basar, bitte vorher höflich fragen und ein Nein auch akzeptieren. Ganz große Vorsicht gilt bei militärischen Einrichtungen. Da sollte man die Kamera in der Tasche lassen!
Aktuelle Info zur Situation wegen russischer Okkupation!
Wir können verstehen, dass man als Urlaubsziel nicht gerade ein Land wählt, welches von Russen überfallen wurde und Teile des Landes von diesen besetzt ist. Die Situation ist jedoch weitaus besser als man annimmt. Ja, die Krim ist aktuell tabu. Auch von Reisen in die okkupierten Gebiete in den östlichen Oblasten Donezk und Luhansk kann man nur dringend abraten. Das ist aber nur ein sehr eng begrenztes Gebiet und machen nur einen winzigen Teil der Ukraine aus. Im restlichen Land besteht daher keine Gefahr! Wir leben gleich neben Tscherkassy, bis Donezk sind es gut 500km.
Und dann noch ein Tipp: Wer eine prorussische Meinung vertritt; wer meint, Putin macht schon das Richtige; oder wer meint, das alles ist nur ein Komplott der USA – dem empfehle ich dringendst: bleib zu Hause!
Sind Sie mit dem eigenen Auto unterwegs, beachten Sie folgendes:
- das Auto entweder auf bewachten Parkplätzen abstellen oder wenn es zu disponiert erscheint, eine Aufsichtsperson zurücklassen
- Auch wenn es viele Ukrainer machen und es normal ist, nehmen Sie keine Anhalter mit!
- Begegnen Sie einem Pannenfahrzeug und werden winkend zum Anhalten gedrängt, fahren Sie bitte weiter!
- Achten Sie peinlichst auf Geschwindigkeitsbeschränkungen. Es werden Ihnen einige Polizeikontrollen, zumeist Geschwindigkeitskontrollen begegnen. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt auf Überlandstraßen 110 km/h, auf Landstraßen 90 km/h und in der Innenstadt 60 km/h.
- wird man angehalten – freundlich bleiben. Ideal ist es natürlich, wenn ein Mitfahrer der ukrainischen oder russischen Sprache mächtig ist. Obwohl sich die Situation wesentlich gebessert hat; werden Sie zu Unrecht(!) zu einer Geldbuße aufgefordert, bestehen Sie auf einer Quittung und verlangen Sie, einen Vorgesetzten hinzuzuziehen. Notieren Sie sich Namen und Dienstnummer des Beamten und falls das noch nicht hilft, bestehen Sie darauf, zur nächsten Polizeidienststelle zu fahren und dort ein formelles Protokoll aufzunehmen. Oder rufen Sie bei der deutschen Botschaft an, schildern kurz Ihr Problem und geben dem Polizisten das Telefon. Oft reichen klärende Worte von dieser Seite.
- um die Hinweisschilder lesen zu können, sind Kenntnisse des kyrillischen Alphabetes vorteilhaft
- das Fahrzeug auch während der Fahrt von innen verriegeln
Eine gute Idee ist es, die Notfallnummer der deutschen Botschaft zur Hand zu haben. Diese finden Sie auf dieser Seite. Aktuell lautet die Nummer +38 044 - 247 68 00 und bei besonderen Notfällen außerhalb der Öffnungszeiten +38 050-355-82-85.
Weitere und immer aktuelle Informationen hält das Auswärtige Amt bereit. Hier der Link zu den Sicherheits- und medizinischen Informationen der Bundesregierung.